Schiller, Kleist und E.T.A. Hoffmann
Die Entdeckung der Psychologie in der Literatur
Das 18. Jahrhundert ist besessen von den „Wissenschaften vom Menschen“ – und eine davon ist die Psychologie. Es ist die schöne – und manchmal im tradierten Sinne eben auch nicht mehr „schöne“ – Literatur, die es in Angriff nimmt, die Untiefen der menschlichen Seele zu kartographieren.
Einige Autoren bewegen sich auf der Grenzscheide von Wissenschaft und Literatur. So gibt der Schriftsteller Karl Philipp Moritz mit seinem „Magazin zur Erfahrungsseelenkunde“ zwischen 1783 und 1793 die erste psychologische Zeitschrift heraus. Moritz etabliert das Genre der psychologischen Fallgeschichte. Die Fallgeschichte als Genre verdient Interesse, weil die sich nun als Wissenschaft konstituierende Psychologie literarischer Muster bedient.
Das Seminar beschäftigt sich mit drei Autoren, deren Texte in besonderem Maße Erscheinungsformen des Psychischen ausleuchten. So hat Friedrich von Schiller seit seiner medizinischen Dissertation Interesse an psychophysischen Wechselwirkungen. Heinrich von Kleist setzt die Figuren in seinen Texten Extremsituationen aus und protokolliert deren seelische Reaktionen. E.T.A. Hoffmann, auch – mit despektierlichem Unterton – „Schauer-Hoffmann“ genannt, lotet seelische Belastungen so hellsichtig aus, dass Sigmund Freud ein Jahrhundert später auf die von Hoffmann modellierten Konfigurationen zurückgreift, um um 1900 psychoanalytische Theoreme zu formulieren.
Wir laden Sie herzlich nach Bensberg ein zur intensiven Auseinandersetzung mit den literarischen Werken unter diesen Gesichtspunkten!
Text: TMA, Bild: © Sailko, CC BY 3.0, via Wikimedia Commons