Ein anderer Weg in die Moderne
Neue Perspektiven auf die Literatur der Biedermeierzeit
Ursprünglich die Bezeichnung für einen Möbelstil, wurde der Begriff „Biedermeier“ schnell zu einer Etikette für eine bestimmte Ausprägung der Genremalerei. Erst nach und nach wurde „Biedermeier“ zum stilistischen Inbegriff für die bürgerliche Lebens- und Geisteshaltung zwischen dem Wiener Kongress (1814/1815) und der 1848er Revolution und entwickelte sich schließlich zu einem kulturellen Epochenbegriff.
Hausmusik, eine sittsam-strenge Kleidermode und eine neue Formensprache des häuslichen Interieurs kennzeichnen diese drei Jahrzehnte. Der öffentliche Raum, beherrscht von zahlreichen staatlichen Akteuren, ließ der Gesellschaft keine Möglichkeit der Partizipation mehr: Man zog sich in den privaten Raum zurück.
Auf den neu zugeschnittenen Gebieten des föderativen Deutschen Bundes entstanden in dieser Zeit Novellen, Lebenserinnerungen, Reiseberichte und Tagebücher. Typische Themen dieser Kleinepik von Sehnsucht und Melancholie, von Weltschmerz und Resignation gerieten schnell unter den Generalverdacht der Rückwärtsgewandtheit – besonders im Spiegel der zeitgleichen, politisch und künstlerisch aber gegenläufigen Bewegung des Vormärz, aber auch durch Rückprojektionen des späten 19. Jahrhunderts.
Doch sind diese häufig negativen Zuschreibungen wirklich zutreffend? Lassen sich die Werke und die „Botschaften“ des Biedermeier tatsächlich auf Behaglichkeit und Genügsamkeit einer häuslichen Idylle reduzieren? Oder müssen nicht eher die Vorstellungen von dieser Epoche einer Prüfung unterzogen und revidiert werden?
Wir laden Sie herzlich nach Bensberg ein, anhand wesentlicher Werke über diese spannende Zeit zu sprechen!
Text: TMA; Bild: © Carl Spitzweg, via Wikimedia Commons